Zahlreiche Erdbeben entlang des magmatischen Gangs bei Sundhnúkur und am Fagradalsfjall
Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel gibt es auch am K-Freitag zahlreiche Erdbeben: In den letzten 48 Stunden wurden vom seismischen Netzwerk 207 Erschütterungen festgestellt. Die meisten manifestierten sich entlang des magmatischen Gangs und seiner Grabenbrüche, die sich im Zuge der Intrusion und Eruption zwischen dem 1. und 3. April entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe gebildet haben, wobei der Gang auch über den Verlauf der Kraterreihe hinausschoss. Aber nicht nur dort bebte es, sondern auch am benachbarten Risssystem des Fagradalsfjall, das ja der erste Brennpunkt der Aktivität auf Reykjanes zwischen 2021 und 2023 war.
Die Magnituden der meisten Erdbeben sind sehr schwach und liegen im Bereich der Mikroseismizität. Die Tiefen der Erdbebenherde befinden sich überwiegend in 4–5 Kilometer Tiefe, also in einer Tiefe, die für Fluidbewegungen typisch ist.
Interessanterweise gab es im Zuge der Gangintrusion eine signifikante Bodenhebung nördlich des Fagradalsfjall. Leider ist das Messnetzwerk in diesem Areal sehr ausgedünnt, so dass es schon fast als unbrauchbar zu bezeichnen ist, aber es ist nicht ausgeschlossen, dass sich auch jetzt noch Magma im Bereich zwischen Fagradalsfjall und Keilir akkumuliert. Die neusten Messungen bei Svartsengi deuten auf einen Rückgang der Hebegeschwindigkeiten des Bodens hin, wobei es sich hier auch um die viel zitierten Messungenauigkeiten infolge von Bahnabweichungen der Satelliten handeln könnte. Die nächsten Tage werden zeigen, ob es tatsächlich einen weiteren Trend zur Verlangsamung der Hebegeschwindigkeit des Bodens gibt.
Unter der gesamten Insel wurden übrigens 268 Beben festgestellt. Auffällig waren die Beben im Bereich von Katla, Torfajökull und Hekla. Nach Einschätzung mehrerer Vulkanologen war letztgenannter Vulkan bereits vor gut einem Jahrzehnt bereit zu eruptieren, aber irgendwie ist bis jetzt nichts aus dem Ausbruch geworden. Ein weiteres Beispiel dafür, wie schwer es ist, Vulkanausbrüche vorherzusagen.
Lavaüberlauf und Strombolianische Eruptionen am Ätna – 9. Episode in Folge
Aktuell steigert sich am Ätna auf Sizilien wieder die Aktivität und der Vulkan ist bei steigendem Tremor in eine neue strombolianische Eruptionsepisode eingetreten. Pünktlich zur blauen Stunde begann auch ein Lavastrom, aus dem Südostkrater überzulaufen. Das Geschehen ist bei gutem Wetter auf den Livecams zu beobachten. Auf den Livestreams erkennt man, dass man genaugenommen nicht von einer strombolianischen Episode sprechen kann, denn es wird eine kleine Lavafontäne gefördert, die kontinuierlich Lava gut 50 Meter hoch fördert. Diese Lavafontäne speist den Lavastrom, der auf der Ostflanke des Kegels unterwegs ist. Sie hat fast seine Basis erreicht und macht sich auf den Weg ins Valle del Bove, wo wir schon ungewöhnlich lange keine Lavaströme mehr gesehen haben.
Das INGV meldete am Abend, dass sichder Tremor bereits gegen Mittag langsam zu steigern begann. Gegen 17:00 UTC erreichte die Amplitude dann hohe Werte. Fast zwei Stunden später hat er sein Maximum offenbar noch nicht erreicht. Es gibt einen technischen Fehler, der bedingt, dass die Tremorquellen nicht genau lokalisiert werden können, doch die Vulkanologen nehmen an, dass sie sich wie gewohnt in 2900 m Höhe direkt unter dem Südostkrater befinden. Aufgrund starker Winde gibt es nur wenige Infraschallsignale, die die Sensoren erreichen.
Eine signifikante Bodendeformation wurde im Vorfeld der Eruption nicht detektiert, insofern ähnelt diese Episode den Vorangegangenen. Obwohl nur wenig Vulkanasche aufsteigt, wurden Prognosemodelle erstellt, die zeigen, dass eine Aschewolke in ost-süd-östliche Richtung geweht werden würde. Solche Modelle werden für den Fall erstellt, dass sich der Ausbruch zu einem Paroxysmus mit starkem Ascheausstoß entwickelt. Der VONA-Alarmstatus für den Flugverkehr steht auf „Orange“.
Das Pauseninterfall liegt weiterhin bei gut 3,5 Tage. Die Ausbrüche kommen sehr regelmäßig, was Vulkanspottern eine gute Chance bietet aktiv zu werden und ihr Glück am Vulkan zu versuchen. Ich selbst bin allerdings nicht am Vulkan unterwegs sondern gerade von einem spontanen Kurzurlaub in Paris zurückgekehrt.
Vulkanische Aktivität am Whakaari auf White Island nimmt zu – Alarmstufe auf Stufe 3 angehoben
Auf dem neuseeländischen Inselvulkan White Island/Whakaari hat die Vulkanaktivität in den letzten Wochen deutlich zugenommen. Darum hat die Überwachungsbehörde GNS Science die Vulkanalarmstufe auf Stufe 3 angehoben. Das bedeutet, dass es jederzeit und ohne weitere Vorwarnung zu starken Eruptionen kommen kann. Auch der Alarmcode für den Flugverkehr steht auf „Orange“, was auf eine mögliche Beeinträchtigungen des Luftverkehrs durch Vulkanasche hinweist.
Die Entscheidung zur Anhebung der Warnstufe basiert auf einer Reihe von Beobachtungen: Sowohl Webcams in Whakatāne und Te Kaha als auch Satellitenbilder zeigen vermehrt dunklere Dampfwolken die geringe Mengen Vulkanasche enthalten. Auch bei jüngsten Überflügen wurden neu entstandene Kraterstrukturen entdeckt, die auf kleinere Explosionen hinweisen. Außerdem wurden frische Lavabrocken entdeckt, die mehrere Hundert Meter weit aus dem Hauptschlot geschleudert wurden. Es gibt also explosive Aktivität, die mit den Methoden der Fernerkundung nicht immer dokumentiert werden können.
„Die Aktivität bleibt derzeit auf einem niedrigen eruptiven Niveau, aber sie hat zugenommen“, heißt es in der Mitteilung von GNS Science. Besonders auffällig sei der leichte, aber kontinuierliche Anstieg der Schwefeldioxid-Emissionen, wie Satellitendaten belegen. In Küstennähe kann bei bestimmten Windverhältnissen ein starker Schwefelgeruch wahrgenommen werden. Derzeit gehen die Experten jedoch nicht davon aus, dass Ascheregen bewohnte Gebiete erreicht. Gefährlicher Ort mit dramatischer Vergangenheit
White Island ist ein aktiver Stratovulkan rund 48 Kilometer vor der Küste der neuseeländischen Nordinsel in der Bay of Plenty. Rund 70 % des Vulkans liegen unter Wasser – nur der Kraterbereich ragt als Insel aus dem Meer. Trotz seiner abgelegenen Lage zählt Whakaari zu den aktivsten Vulkanen Neuseelands und steht unter ständiger Beobachtung.
Traurige Bekanntheit erlangte die Insel im Dezember 2019, als eine plötzliche Explosion 22 Touristen tötete, die auf White Island unterwegs waren. Seitdem ist der Zugang zur Insel -die sich in Privatbesitz befindet- für Besucher gesperrt. Auch die Überwachung wurde erschwert, da sämtliche Messinstrumente vor Ort durch die Eruption zerstört wurden. GNS Science stützt sich seither auf Ferndaten, Drohnenflüge und Satellitenmessungen.
Breiðamerkurjökull: Wie eine Klimakatastrophe und ein Vulkanausbruch eine der faszinierendsten Landschaften Island prägten
Nirgendwo sonst auf der Erde liegen Schöpfung und Zerstörung so dicht beisammen wie an Vulkanen. Und kaum eine andere Landschaft der Erde ist von den Kräften des Vulkanismus mehr geprägt als Island, wo Feuer und Eis zusammen treffen. Hier die Geschichte eines einst blühenden Tals, dass heute eisige Touristenattraktionen liefert und Brennpunkt des Klimawandels ist.
Island wurde seit der Landnahme durch die Wikinger im Jahr 870 von zahlreichen Naturkatastrophen heimgesucht. Eine der schwerwiegendsten verwandelte ein bis dahin bewaldetes Tal im Osten der Insel in eine Ödnis – ein Ort, der heute paradoxerweise zahlreiche Touristen anzieht. Die Rede ist vom Tal zu Füßen der Gletscherzunge Breiðamerkurjökull, die vom größten Gletscher Europas, dem Vatnajökull, ausgeht. Heute befindet sich dort die Sanderfläche Breiðamerkursandur, in der die Gletscherlagune Jökulsárlón liegt – ein Relikt besagter Katastrophe.
Nach der Landnahme war die Region um den Breiðamerkurjökull unter dem Namen Litlahérað bekannt. Damals waren der Vatnajökull und auch seine Gletscherzungen deutlich kleiner als heute, denn Island erlebte ein milderes Klima. Die ersten Siedler nutzten die fruchtbaren Ebenen und Täler am Rand des Vatnajökull für Viehzucht und Ackerbau.
Doch das änderte sich im 13. Jahrhundert – zunächst allmählich, dann schlagartig: Es setzte eine Kälteperiode ein, die als „Kleine Eiszeit“ bekannt wurde und das Klima zwischen ca. 1300 und 1850 prägte. In dieser Phase wuchs der Breiðamerkurjökull erheblich an und rückte immer weiter ins Tal vor. Die Siedler mussten ihre Höfe nach und nach aufgeben und wurden vom Eis verdrängt.
Im Jahr 1362 wurde der Prozess durch den Ausbruch eines am Rand des Gletschers liegenden Vulkans signifikant beschleunigt. Der Ausbruch des Öræfajökull – dem höchste Vulkan Islands – zählt zu den verheerendsten Katastrophen in der isländischen Geschichte. Gewaltige Mengen Asche und Bimsstein wurden über weite Teile des Landes verteilt, und es kam zu starken Gletscherläufen, die ganze Siedlungen zerstörten.
Die Region Litlahérað wurde infolge der Eruption endgültig unbewohnbar und erhielt fortan den Namen Öræfi, was „Ödland“ bedeutet – ein Begriff, der später auch den Vulkan selbst prägte. Mit dem Ausbruch setzte ein beschleunigter Vorstoß des Gletschers ein, der um 1890 seine größte Ausdehnung in historischer Zeit erreichte: Die Gletscherzunge reichte damals fast bis an den Atlantik.
Mit der darauf folgenden Klimaerwärmung zog sich der Gletscher allmählich zurück. Um 1935 entstand durch das Abschmelzen eine kleine Lagune – der Beginn der heutigen Jökulsárlón. Seither hat sich die Lagune stark vergrößert und bedeckt mittlerweile über 25 Quadratkilometer. Gewaltige Eisbrocken brechen regelmäßig von der Gletscherfront ab und treiben durch die Lagune in Richtung Meer, wo sie an den schwarzen Stränden von Breiðamerkursandur angespült werden – darunter auch der bekannte Diamond Beach. Beides, Strand und Gletscherlagune sind beliebte Touristenhotspots. Eine weitere Touristenattraktion sind die kristallblauen Eishöhlen am Rand des Gletschers.
Diese Gletscherlandschaft ist heute ein eindrucksvolles Beispiel für den rasanten Wandel im Zeitalter des Klimawandels. Sie zeigt, wie eng Natur, Klima und menschliche Geschichte miteinander verflochten sind – und wie stark sich Island in nur wenigen Jahrhunderten verändert hat.
Zugleich macht die Geschichte aber auch deutlich, wie dynamisch das Erdklima schon immer war – ganz unabhängig vom Menschen. Nicht selten hatten mächtige Vulkanausbrüche einen entscheidenden Einfluss. Im Fall der Kleinen Eiszeit wirkten vermutlich mehrere Faktoren zusammen, die vor allem auf der Nordhalbkugel für eine Abkühlung sorgten:
Neben zahlreichen Vulkanausbrüchen trug vermutlich auch das sogenannte Maunder-Minimum (1645–1715) zur Abkühlung bei – eine Phase mit besonders geringer Sonnenaktivität und wenigen Sonnenflecken. Auch eine mögliche Abschwächung des Golfstroms wird diskutiert. Dennoch ist bis heute nicht vollständig geklärt, welche Mechanismen genau zur Kleinen Eiszeit führten.
Bemerkenswert ist, dass die Kältephase ausgerechnet in dem Zeitraum endete, den man heute als Referenzwert für die vorindustrielle Temperatur im Kontext des anthropogenen Klimawandels heranzieht. Das macht es – aus meiner Sicht – nicht ganz einfach, den menschlichen Anteil an der aktuellen Klimaerwärmung exakt zu bestimmen.
Popocatépetl eruptiert Vulkanasche bis auf 6000 m Höhe – Tremor nimmt zu
Der mexikanische Vulkan Popocatépetl war in den vergangenen Wochen vergleichsweise ruhig und erzeugte überwiegend Exhalationen aus Asche-Dampf-Wolken. Heute ereignete sich jedoch wieder eine stärkere Explosion, bei der Asche bis auf 6000 m Höhe aufstieg. Das VAAC registrierte die Aschewolke und beobachtete, wie sie in Richtung Westen driftete. Beobachter am Boden meldeten leichten Ascheniederschlag in nahegelegenen Ortschaften.
Die Vulkanologen von CENAPRED registrierten vulkanischen Tremor mit einer Dauer von 337 Minuten – am Vortag waren es noch 248 Minuten gewesen.
In den sozialen Medien wurden in den letzten Tagen mehrere Bilder veröffentlicht, die das Kraterinnere zeigen. Die Tage mit geringer Aktivität wurden offenbar genutzt, um den Vulkan zu besteigen oder zu überfliegen. Die Aufnahmen enthüllen eine glühende Lavaplatte am Kraterboden, die man als embryonalen Lavadom betrachten kann. Gelegentlich bildet sich auch eine richtige Kuppeln im Krater, doch die Explosionen zerstören Dome schnell wieder.
Der Alarmstatus des Popocatépetl steht weiterhin auf „Gelb Phase 2“. Es gilt eine Sperrzone mit einem Radius von 12 Kilometern rund um den Vulkan. Vulkanspotter, die das Besteigungsverbot missachten, müssen mit Strafen und öffentlicher Bloßstellung in den Medien rechnen.
Sangay mit zahlreichen Eruptionen
Ein weiterer Vulkan Lateinamerikas zeigt sich ebenfalls aktiver: der Sangay. Der in den ecuadorianischen Anden gelegene Vulkan eruptierte mehrere Aschewolken bis auf eine Höhe von 7300 m. Auch sie drifteten westwärts. Zudem wurde rotglühende Tephra ausgestoßen, die durch eine Scharte in der Vulkanflanke Schuttlawinen auslöste. Die Eruptionen konnten gestern bei bestem Wetter beobachtet werden – ein seltener Anblick in dieser niederschlagsreichen Region am Rand des Amazonasbeckens.
Datum: 16.04.2025 | Zeit: 01:26:08 UTC | Koordinaten: 37.586 ; 16.170 | Tiefe: 39 km | Mw 4,5
Mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,5 vor der Ostküste Siziliens – Menschen aus dem Schlaf gerissen
Nachdem gestern der Ätna auf Sizilien ausgebrochen war, ereignete sich in der vergangenen Nacht ein Erdbeben der Magnitude Mw 4,5. Das Epizentrum lag im Ionischen Meer östlich von Sizilien. Der nächstgelegene Ort war San Carlo-Condofuri Marina in einer Entfernung von 47 Kilometern. Catania und der Ätna befanden sich etwa doppelt so weit vom Epizentrum entfernt. Der Erdbebenherd lag in 39 Kilometern Tiefe. Die Daten stammen vom GFZ. Andere Erdbebendienste bezifferten die Magnitude mit Mb 4,8.
Das Beben ereignete sich um 01:26 UTC (MESZ +2) und riss zahlreiche Bewohner der süditalienischen Küstenregionen aus dem Schlaf. Der Erdstoß war nicht nur in der Ätna-Region deutlich zu spüren, sondern sogar bis auf das südlich von Sizilien gelegene Malta.
Auf den Seismogrammen der Messstationen am Ätna zeigte sich das Beben als ausgeprägtes Signal und verursachte einen scharfen Tremor-Peak. Es ist nicht auszuschließen, dass sich das Ereignis auf die vulkanische Aktivität des Ätna auswirkt. Der Vulkan befindet sich derzeit in einer eruptiven Phase und könnte möglicherweise zu stärkeren Ausbrüchen neigen. Das Erdbeben steht im Zusammenhang mit den plattentektonischen Prozessen im Ionischen Meer, die letztlich auch für den Vulkanismus Siziliens mitverantwortlich sind. Es wurde durch Bewegungen entlang der Ionischen Störung ausgelöst – einer der bedeutendsten Störungszonen im Ionischen Raum. Diese ist als dextrale Transformstörung ausgeprägt und verläuft grob in Nordwest-Südost-Richtung, wobei sie Sizilien nördlich des Ätna streift. Ein südlich des Vulkans verlaufendes Pendant ist als Alfeo-Etna-Fault bekannt. Der Ätna liegt im Zwickel dieser beiden dominanten Störungen, die ihrerseits mit der Kollision der Afrikanischen und Eurasischen Platte in Zusammenhang stehen. Hier gibt es eine Karte der tektonischen Situation.
Seismische Aktivität entlang des magmatischen Gangs geht weiter – IMO veröffentlichte neue Gefahrenbewertung
Aufgrund der anhaltenden Erdbebenaktivität entlang des magmatischen Gangs, der sich zwischen Grindavik und einem Gebiet nördlich von Keilir auf gut 20 Kilometer Länge erstreckt, brachte das IMO gestern Nachmittag eine neue Gefahrenanalyse und -bewertung heraus.
Im Wesentlichen wird bestätigt, was ich bereits gestern schrieb: Die Bodenhebung im Gebiet von Svartsengi dauert an, verläuft derzeit jedoch langsamer als in der Vorwoche. Die Geschwindigkeit der Bodenhebung ist noch ungefähr doppelt so hoch wie unmittelbar vor dem letzten Vulkanausbruch und lässt sich mit der Hebung vor den ersten Eruptionen im Jahr 2024 vergleichen.
Bei weiterer Magmaansammlung seien laut der Meteorologiebehörde – die auch für die Einschätzungen anderer Naturgefahren auf Island verantwortlich ist – erneute Gangbildungen und sogar Vulkanausbrüche entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe möglich. Der Magmagang, der sich Anfang April gebildet hat, wird weiterhin von seismischer Aktivität begleitet – täglich werden dort Dutzende Beben registriert, das stärkste der vergangenen Woche erreichte eine Magnitude von 3,3.
In Reaktion auf die anhaltende vulkanische Aktivität hat der isländische Wetterdienst eine neue Gefahrenbewertungskarte für das Aktivitätsgebiet der Reykjanes-Halbinsel veröffentlicht. Diese ersetzt die bisherige Karte und berücksichtigt nun ein deutlich größeres Gebiet. Hintergrund ist unter anderem die Bildung des magmatischen Gangs am 1. April 2025 im nordöstlichen Teil des Svartsengi-Systems, weshalb ein größerer Gefahrenbereich definiert werden musste.
Die neue Karte bewertet unter anderem Risiken in der Nähe der Sundhnúkur-Kraterreihe, südlich bis Grindavík und nordöstlich über die Kraterkette hinaus. Auch die Möglichkeit von Rissbildungen infolge von Erdbeben wird berücksichtigt. Das Risiko wird für den Großteil der Halbinsel als gering, für Orte wie Reykjanesbær, Suðurnesbær und Vogar als sehr gering eingeschätzt. Dennoch besteht in einem breiten Streifen entlang des magmatischen Gangs ein größeres Gefahrenpotenzial. Die Karte gilt bis zum 22. April 2025.
Datum: 14.04.2025 | Zeit: 17:42:01 UTC | Koordinaten: 36.320 ; 25.650 | Tiefe: 12 km | Mb 3,6
Weitere Erdbeben östlich von Santorin – Stärkste Erschütterung M 3,6
Heute gibt es mal wieder eine Meldung von Santorin, denn in den letzten zwei Tagen haben sich 11 Erschütterungen in dem Gebiet ereignet, das im Februar Schauplatz des starken Schwarmbebens war. Dabei kam es gestern Nachmittag zu einer Erschütterung der Magnitude 3,6. Die meisten Beben konzentrierten sich in einem Cluster, der etwas weiter südlich lag, als es die meisten Beben des Schwarms vom Februar taten. Das Epizentrum wurde 23 km ostsüdöstlich von Thira lokalisiert. Das Hypozentrum lag in 12 Kilometern Tiefe. Offenbar haben sich die Spannungen im Untergrund immer noch nicht ganz abgebaut.
Auch 2 Monate nach dem Höhepunkt der Aktivität konnten die Wissenschaftler den Grund hinter den Ereignissen nicht zur Gänze klären. Die gängigste, aber nicht von allen Wissenschaftlern favorisierte Meinung ist, dass magmatische Fluide in die Erdkruste intrudierten, die dann Spannungen verursachten, die sich in Erdbeben entlang von Störungszonen entluden. Im Vorfeld der Erdbebenserie wurde im Bereich von Santorin eine leichte Bodenhebung detektiert, die auf eine Magmenakkumulation unter dem Calderavulkan hindeutete. Doch vor allem gab es die Befürchtung, dass der submarine Vulkan Kolumbos, der vor der Küste Santorins liegt, ausbrechen könnte. Doch damit rechnet man inzwischen nicht mehr.
Ende März besuchte die griechische Tourismusministerin Olga Kefalogianni die Insel. Im Anschluss an ihre Besichtigungstour und Gespräche mit Behördenvertretern kam sie zu dem Schluss, dass Santorin wieder ein sicheres Reiseziel sei. Ihr könnt also nun wieder unbesorgt Eure Urlaubsreisen nach Santorin buchen – wenigstens wenn es nach der Ministerin geht. KI identifizierte mindestens 20.000 Erdbebensignale bei Santorin
Inzwischen wurden viele der Erdbebendaten ausgewertet und eine genaue Analyse der Vorgänge, bei der auch eine KI zu Rate gezogen wurde, ergab, dass sich mindestens 20.000 Erschütterungen ereignet hatten. Auf der am 13. April angehaltenen Konferenz des Delphi Economic Forum soll einem Medienbericht zufolge davon die Rede gewesen sein, dass weitere KI-Analysen sogar 50.000 Erschütterungen aus den seismischen Daten ausgelesen hätten. Die Mehrzahl dieser Beben dürfte allerdings extrem schwach gewesen sein.
Prognosen, wie es in dem Gebiet des Calderavulkans weitergeht, hat wohl auch keine KI parat. Sollten die Beben im Zusammenhang mit Magmaaufstieg in der Erdkruste gestanden haben, dann könnte sich sehr wohl ein Vulkanausbruch vorbereiten. Allerdings könnten Jahrzehnte vergehen, bis es dann letztendlich zu einer Eruption kommt. Eine neue Studie in Bezug auf die La-Palma-Eruption im Jahr 2021 ergab, dass die Magmenakkumulation mindestens 15 Jahre vor der Eruption begann. Später folgt hierzu ein ausführlicher Bericht.
Zwei mittelstarke Erdbeben erschütterten die Bárðarbunga-Caldera auf Island – Magnituden 4,4 und 4,1
In der vergangenen Nacht ereigneten sich unter der isländischen Bárðarbunga-Caldera zwei Erdbeben mit den Magnituden 4,4 und 4,1. Die Hypozentren lagen in 7,8 bzw. 6,6 Kilometern Tiefe nahe des Ostrands der Caldera. Es folgten mehrere schwächere Nachbeben.
Das Isländische Meteorologische Amt (IMO) bezeichnete die Magnituden als typisch für die Bárðarbunga, auch wenn die Situation auf Island durchaus mit gewisser Besorgnis beobachtet wird. Tatsächlich sollte man das „typisch“ differenziert betrachten – es bezieht sich auf die Phase erhöhter seismischer Aktivität, in der sich der Vulkan seit mehreren Jahren befindet. Diese Seismizität steht im Zusammenhang mit der Bildung eines Magmenkörpers in größerer Tiefe. Dabei entstehen Spannungen, die sich vor allem entlang der radialen Störungen am Calderarand in Form von Erdbeben entladen. Dennoch könnten noch Jahre oder sogar Jahrzehnte vergehen, bis es zu einem erneuten Ausbruch des Vulkans kommt.
Die Bárðarbunga ist ein großer subglazialer Zentralvulkan unter dem Gletscher Vatnajökull. Hier wird der aus dem Erdmantel aufsteigende Magmaschlauch des Island-Mantelplumes vermutet. Entsprechend hoch ist die vulkanische Aktivität, die von den Vulkanen unter dem Vatnajökull ausgeht.
In den letzten Stunden bebte es nicht nur unter der Bárðarbunga: Heute Morgen kam es auch zu einem Erdbeben der Magnitude 3,7, das mit den Vulkansystemen der Snæfellsnes-Halbinsel assoziiert wird. Das Epizentrum lag 26,6 Kilometer nördlich von Borgarnes. Der Erdbebenherd befand sich laut ersten Einschätzungen in 18 Kilometern Tiefe – für isländische Verhältnisse eine ungewöhnlich große Tiefe. Bereits am Freitag hatte es im Bereich von Grjótárvatn ein Schwarmbeben gegeben. Auch dort vermuten Geoforscher eine Magmenakkumulation in größerer Tiefe. In der vergangenen Nacht ereigneten sich zudem weitere Erdbeben entlang des magmatischen Gangs auf der Reykjanes-Halbinsel. Die Beben konzentrierten sich sowohl auf das Nordende des Gangs als auch auf dessen Südende bei Grindavík. Die Bodenhebung hält weiterhin an. Betrachtet man die Grafen der GPS-Messungen, zeigt sich allerdings, dass sich die Hebegeschwindigkeit bereits zweimal verlangsamt hat. Dennoch liegt sie noch deutlich über dem Niveau vor der letzten Eruption am 1. April.